Grosselfingen. Zu einer Betriebsbesichtigung und einem Fachaustausch begrüßte kürzlich Geschäftsführer Uwe Bogenschütz eine Delegation des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen auf dem Betriebsgelände des Entsorgungsunternehmens Bogenschütz in Grosselfingen. Im Mittelpunkt des Treffens standen aktuelle Fragen der Abfallbewirtschaftung und die Zukunft der Kreislaufwirtschaft.
In diesem Jahr kann das Unternehmen Bogenschütz sein 60-jähriges Bestehen feiern. Den Grundstein legte der Firmengründer Alois Bogenschütz 1965 noch mitten im Dorf Grosselfingen. Doch mit dem zunehmenden Wohlstand und Konsum expandierte der Betrieb rasch und auch die unvermeidlichen Emissionen sollten aus dem Innenort heraus verlegt werden. Die „staubfreie Müllabfuhr“ wurde Standard und aus dem einstigen Containerdienst wurde ein vielfältiges Entsorgungsunternehmen. Eine flächenmäßige Erweiterung war nötig und so siedelte der Betrieb in das neu geschaffene Gewerbegebiet auf die grüne Wiese um.
2014 übernahm der Neffe Uwe den Betrieb von Alois Bogenschütz. Er hat das Geschäft von der Pike auf gelernt und war in seinen jungen Jahren selbst als „Schütter“ beschäftigt, sprich: er stand hinten auf dem Müllwagen und hat die Mülleimer vom Straßenrand geholt und in die Schüttung am Heck des Fahrzeugs geleert.
Längst ist aus dem einstigen Müllabholer ein veritabler Mittelständler geworden, der sich den Anforderungen an eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft kompetent stellt und mit eigenen Innovationen aufwartet. Das Unternehmen bewirtschaftet heute 45 000 Quadratmeter Betriebshof, beschäftigt 80 Vollzeitmitarbeiter*innen, setzt insgesamt 40 Spezialfahrzeuge ein und schlägt jährlich zwischen 70 und 100 Tausend Tonnen Abfall um. Hauptsächlich fungiert Bogenschütz als Einsammler, also als Scharnier zwischen den abgebenden Haushalten und Betrieben zum weiterverwertenden Gewerbe. Alleine beim Glas und den „gelben Säcken“ arbeitet Bogenschütz mit zehn verschiedenen Abnehmern zusammen, die je einzeln informiert und beauftragt werden müssen. Damit das erfolgreich gelingt, müssen die einzelnen Stoffe fein säuberlich getrennt und sortengerecht gelagert werden. Zur Qualitätssicherung erfolgt regelmäßig eine externe Beprobung.

Uwe Bogenschütz muss wachsam sein und verantwortlich mit den Erscheinungen der modernen Lebensführung umgehen. So stellen die immer häufigeren Akkus ein großes Problem aller abfallbewirtschaftenden Stellen dar. Sorglos – oder besser: verantwortungslos – in Mülleimern oder Gelbsäcken versteckt, sind sie wahre tickende Zeitbomben, die gerne Feuer entfachen oder explodieren.
Beim oft argwöhnisch betrachteten „gelben Sack“ beträgt die Recycling-Quote tatsächlich nur 15 – 20 Prozent. Teilweise tummeln sich schwarze Schafe im System und betreiben illegale Geschäfte. Der Großteil des eingesammelten Materials endet als Ersatzbrennstoff, also in der Müllverbrennung zur Erzeugung von Wärme. Der Ausweg aus diesem Dilemma liegt aber laut Uwe Bogenschütz nicht in der Abkehr von der getrennten Wertstoffsammlung, sondern in einer gesetzlich kontrollierten und überwachten Recycling-Quote.

Ein anderes Phänomen unserer Zeit sind die Veränderungen in der Fraktion PPK, also „Papier, Pappen und Kartons“. Mit der Zunahme an digitalen Medien nimmt das Aufkommen an Papier von Tageszeitungen und Illustrierten ab, gleichzeitig nimmt durch Online-Händler das Aufkommen an Kartons zu. Mehr Volumen, weniger Gewicht. Schlecht für die Abfallwirtschaft.
In einem Abfallsegment ist Bogenschütz seit 2017 nicht nur Einsammler, sondern auch Aufbereiter. Er sammelt Altholz aller vier Kategorien, vom unbehandelten Naturholz bis zum belasteten, weil imprägnierten Holz. Das unbehandelte Holz bereitet er inzwischen mit einer eigenen Anlage selbst auf und wird es hauptsächlich an Produzenten von Spanplatten los.
Er hat noch mehr Pläne, die der Umwelt guttäten. Eines davon scheitert im Moment noch an der Gegenliebe des Grosselfinger Gemeinderates. Wo er selbst entscheiden kann, geht er voran. So laufen seine Lastwägen mit aufbereitetem Frittenfett. Das ist zu 90 Prozent CO2-frei, geruchsneutral, frostsicher und belastet bei eventuellen Unfällen die Erde nicht. Auch arbeitet er gerne mit Second-Hand-Verwertern, zum Beispiel mit dem Domiziel zusammen, was zwar ökologisch sehr sinnvoll, aber wirtschaftlich nicht immer sinnstiftend ist, spätestens dann, wenn Haftungsansprüche geltend gemacht werden.
Die Delegation der Grünen freute sich, ein verantwortungsvolles und zukunftsorientiertes Unternehmen im Zollernalbkreis ansässig zu haben und freute sich auf weitere zielführenden Austausch.
