Leserbrief zum LinkedIn-Beitrag von Thomas Bareiß über Nord Stream 2 und Rußlandpolitik

Michael Lang vom Ortsverband Balingen äußerte sich in einem Leserbrief zum LinkedIn-Beitrag von Thomas Bareiß zur Nord-Stream-2-Pipeline und Rußlandpolitik. Der Leserbrief wurde am 05. April 2025 im Schwarzwälder Boten veröffentlicht und ist hier nochmals in voller Länge nachzulesen:

Selbst elf Jahre nach der Besetzung der Krim gibt es offensichtlich immer noch Menschen, die denken, mit einem Frieden – oder wenigstens Waffenstillstand – in der Ukraine seien viele Probleme vom Tisch. Offenbar zählt sich auch MdB und Koalitionsverhandler Thomas Bareiß zu diesem Personenkreis. Er wird nicht müde, seinen auf LinkedIn veröffentlichten Standpunkt wiederholt in der lokalen Presse zu verteidigen. Nämlich, dass mit einem Frieden in Europa auch russisches Gas „wieder handelbar“ werden würde. Weil aber noch nicht einmal eine Waffenruhe in greifbare Nähe rückt und sich noch weniger abzeichnet, dass diese mit einem Wladimir Putin auf der Gegenseite sicher wäre, erscheint eine solche Aussage alles andere als hilfreich – vielleicht sogar gefährlich.

Weder den europäischen noch weiteren NATO-Staaten gelingt es bisher, das bestehende Öl- und Gasembargo konsequent durchzusetzen. Mitunter wird es nach wie vor durch die sogenannte Schattenflotte umgangen – ob bewusst oder unbewusst. Jetzt auch noch in Aussicht zu stellen, dass möglichst bald wieder Gas durch eine (noch beschädigte) Pipeline fließen könnte, schwächt die westliche Position unnötigerweise – und spielt Putin vermutlich ähnlich in die Hände wie die Demütigung Selenskyjs im Oval Office. 

Bareiß´ Einwand, der Anschlag auf Nord Stream 2 hätte Deutschland enormen Schaden zugefügt, macht mich ehrlich gesagt fassungslos. Es ist ja schon vorher kein Gas mehr geflossen, weil Russland selbst den Hahn zugedreht hatte, was seinerseits die Preise anderer Anbieter in die Höhe getrieben hat. 

Auch die Perspektive, ein US-Investor könnte die Pipeline übernehmen, ist im Grunde weniger bemerkenswert, als es Herr Bareiß annimmt. Einerseits wären wir dann wieder verstärkt von russischem Gas abhängig, wodurch wir die leeren Kriegskassen Putins füllen würden. Andererseits würde uns ein solcher Schritt zusätzlich vom willkürlich und unberechenbar agierenden US-Präsidenten abhängig machen. 

Zum aktuellen Zeitpunkt sollte sich die öffentliche Debatte auf das Wichtigste beschränken: Unsere konsequente Unterstützung zur Verteidigung der ukrainischen Souveränität und folglich der Sicherung des Friedens in Europa!


Der ursprüngliche Beitrag, auf den der Leserbrief reagiert, kann hier eingesehen werden.